Châlet de la Felicité

PROLOG

Man muss diese unrasierten Luftrabauken mit ihren Muskelpaketen und den weißen Riesenbäuchen nur mal genau betrachten. Behäbig sind sie, ziehen vollgepumpt mit Meeresluft und Licht, ungekämmt und zerrupft vom Wind wie eine mächtige Armada heran, mit einem gleichmäßigen, kräftigen Ruderschlag. Eh man sich versieht, beherrschen sie das ganze Buch, entern die Geschichte aus allen Richtungen. Am Morgen sucht man gespannt den Himmel nach ihnen ab, von wo die weißen, bauchfreien, fliegenden Riesenkerle mit ihren wippenden Hintern heute wohl auftauchen.
Die großen Segel weiß aufgebläht, streifen die Wolkentürme im sanften Wind die Baumwipfel des Parks, jedes Mal mit einem leisen Rauschen. Sie legen sich auf den Fenstersims der Parkanhöhe und betrachten neugierig die sich unter ihnen ausbreitende gewaltige Stadt.
Der Fahrtwind des Planeten schiebt sie irgendwann über die Höhe, dann rutschen sie hinunter über den breiten Fluss und meckern dabei vor sich hin. Ihr feiner Pinselstrich aus Schatten und Licht lässt die Stadtteile und ihre goldenen Kuppeln abwechselnd aufblitzen, als gäbe sich die Armada feixend Leuchtsignale.

 

Auf der Balustrade

Hier oben auf der Balustrade erinnerte sich Paul gut daran, wie er damals auf Séverine gewartet hatte. Dort unten im Park auf dem leeren, großen Platz hatte früher das Schloss gestanden. In seiner Erinnerung sah er Séverine genau dort einbiegen. Sie trug eine dunkle Jacke, die Schultern wie immer etwas hochgezogen, als müsste sie sich gegen einen Verfolger abschirmen. Sie wippte leicht bei jedem Schritt und mit ihm hüpften ihre Gedanken voller Energie, voller Tatendrang. Jetzt bog sie in die Kastanienallee ein, nahe an den Rosen vorbei, der helle, noch etwas feuchte Kies glänzte in der Sonne. Sie würde etwas verlegen sein, wenn sie hier bei ihm ankam, weil er sie so lange hatte beobachten können, vielleicht wäre sie ärgerlich, vielleicht sogar einen Umweg durch den Wald gegangen, um nicht so auf dem Präsentierteller zu sein. Ihr Haar flatterte im frischen Morgenwind und manchmal schien sie hinaufzuschauen, als suchte sie ihn. Aber das würde sie nie zugeben. 
Unten hatte die Stadt ihren Tag begonnen, ein dumpfer Lärm, Gehupe, Autogeräusche. Die Dächer glitzerten im Morgendunst, die vielen Antennen salutierten wie Wachsoldaten mit ihrem Bajonett auf den Giebeln, dahinter Eiffelturm, Sacré-Cœur, der Büroturm vom Montparnasse, links die Hochhäuser von La Défense. Die Kulisse vibrierte voller Treiben, Schaffen, Tun. 
Chalet de la Félicité- Der Kiosk zur Glückseligkeit
Mit dem Fahrtwind des Planeten

Mit dem Fahrtwind des Planeten

Himmel

In letzter Zeit …
Himmel!!
Turmhohes, taumelndes Weiß,
vor einer solchen Blautunke,
dass Du nur lachen kannst.
Schiebt!
Schiebt!!
Ihr weißen, flammenden Räuber!
Ihr hastenden Hunde!
Windhosen, besoffene!
Mehr Himmel als in meinem Kopf
ist ja gar nicht möglich!!
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